Es wurde und wird viel über die Zukunft des Euro diskutiert, doch wurde das Feld mehr den “Wutökonomen” und ihren “Alleswissern” überlassen. Von lauter Wut und Halbinformation wird so manches als Defekt des Euro bzw. der unzureichenden Leistungsfähigkeit und Reformbereitschaft der “Südländer” angesehen, was in Wirklichkeit die Folge eines weltwirtschaftlichen Erdbebens ist.
Getreu dem Moto unserer Zeit - man sieht zwar überall hin, aber nirgends hinein - wird kaum das Problem erkannt, dass die Wirtschaft nicht mehr nachhaltig wachsen kann, wenn die Einkommensverteilung ungerechter wird! Mit anderen Worten, die Spaltung der Gesellschaft bedroht unsere Zukunft, wie der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz in seinem Buch schreibt. Ja, die hohen Staatsdefizite sind in weiterer Folge nichts anderes als die fehlende Kaufkraft der vom Wirtschaftswachstum abgekoppelten Arbeitnehmer. Davor verschließt man gerne die Augen, nicht zuletzt weil man immer noch meint, mit einer D-Mark wäre das alles besser. In den Köpfen vieler Bürger hält sich die Überzeugung fest, dass der Euro nur Nachteile gebracht hat und dass man “die Zahlmeister der Union” wäre, die für die Verfehlungen “anderer” aufzukommen hätten.
Alle Beteiligten, auch Griechenland, wie auch Deutschland und die EZB, haben auf ihre Weise zum Ausbruch der Krise beigetragen. Und dann kammen die Finanzjongleure dazu, die in Europa wie in den Vereinigten Staaten auch einen großen Flurschaden angerichtet haben. Seit 2010 sind alle tapfer bemüht, ihre Staatshaushalte zu konsolidieren und Strukturreformen anzugehen. Wenn die Erfolge nicht sichtbar sind, liegt das nicht zuletzt an dem Wirtschaftseinbruch, der von den rigiden Sparprogrammen ausgelöst wurde. Man kann sich in Griechenland, mit einer gewissen “Bestrafungslust”, noch größere Anstrengungen vorstellen, aber es kommt auf die Perspektive an. Es ist nicht nur unfair und einseitig, die ganzen Bemühungen als “halbleeres Glas” darzustellen, wo man sie durchaus als “halbvolles Glas” und so einerseits Verständnis in der Bevölkerung und Solidarität für die anderen vermitteln könnte.
Eine grundlegende Reform der Währungsunion ist unumgänglich. Ob dies gelingen kann, ist eine andere Frage. Politiker, die bereit waren, das aus ihrer Sicht Notwendige zu tun - auch wenn es unpopulär war und wohl wissend, dass sich das für die Wiederwahlchancen nachteilig auswirken würde -, sind eher die Ausnahme geworden.
Die Krise hat offenbart, wie schwach die Architektur der Eurozone in Wahrheit ist. Und gleichzeitig, dass man sich aber auch über die gemeinsamen Werte in Europa Gedanken machen muss. Denn Europa ist mehr als der Euro, un der ist für sich nicht das Problem, sondern die Lösung.
5. JAN 13 // Dimitrios Margonis