Runter mit den Ausgaben, den Pensionen, den Sozialleistungen, der Zahl der Staatsbediensteten, den Mindestlöhnen und rauf mit den Steuern und Abgaben – nur so kann der Staatshaushalt vor dem Sturz in den Ruin bewahrt werden! So war das, so musste es sein, und genauso formulierten es auch alle, mit Ausnahme von ein paar populistischen Randgruppierungen und originellen Ökonomen. Diese Politik, so hört man seit über zwei Jahren, sei „selbstverständlich“ und „alternativlos“, aber nur eins ist nur gewiss: Sie ist weder das eine noch das andere!
Plötzlich ist es aber mit der Selbstverständlichkeit dahin, und schuld daran sind die Italiener. Sie haben es bei den Parlamentswahlen als Erste gewagt, den Gegnern des Sparkurses genügend Macht zu geben, um eine Fortsetzung der Austeritätspolitik zu sabotieren. Pier Luigi Bersani, der das Budget brav weiter zu konsolidieren versprach, bekam gerade genügend Stimmen, um doch nicht wirklich regieren zu können. Und die wahren Sieger: der Alt-Ministerpräsident Silvio Berlusconi und der Anti-Politiker Beppe Grillo – beide überzeugte Widersacher der Spar-Ideologie europäischer Prägung. Seither herrscht Panik. Was, wenn Italien auf das Sparen pfeift?
Ernst zu nehmende Ökonomen, warnen vor einer Fortsetzung der Radikalkur des Sparens warnen. Peter Bofinger zum Beispiel, einer der fünf Wirtschaftsweisen warnt seit Langem davor, dass das Sparen die Krise verstärke, weil dadurch das Wachstum gebremst werde, und hält die drastischen Maßnahmen, die etwa von der EU-Troika in Griechenland durchgesetzt wurden, für schädlich.
Das Sparefroh-System hat einen Namen: Angela Merkel. Die Euro-Rettung, wie wir sie kennen, ist zu einem großen Teil ihr Werk. Sehr treffend kommentierte die „Die Zeit“ das italienische Wahlergebnis mit dem Titel „Italien hat Merkel abgewählt“.